Montag, 19. November 2012

Madeira



Madeira

Vor etwa 20 Millionen Jahren entstand bei einem gewaltigen Vulkanausbruch im Atlantischen Ozean, etwa 600 Kilometer von der Westafrikanischen Küste und 980 Kilometer von Lissabon entfernt, die Insel Madeira. Die Insel ist das oberste Viertel des Vulkansystem, welcher aber nicht mehr aktiv ist. Madeira ist als Blumeninsel bekannt, da sich aufgrund der Seefahrt in über 400 Jahren Pflanzen aus der ganzen Welt angesammelt haben. Die Hauptstadt trägt den blumigen Namen Funchal, das portugiesischen Wort für "Fenchel", weil gerade dieser hier besonders gut gedeiht. Der nördliche Teil der Insel ist eher grün, im Süden wird die Landschaft karger.

Nach einer geographischen Einordung und allgemeine Fakten über die Insel möchte ich nun über unsere 5-tägige Reise dorthin berichten. Früh um 4 klingelte der Wecker es war Zeit aufzustehen um pünktlich um 6 am Flughafen Lissabons einzuchecken. Britta, Jannina, Christina und Ich wollten unbedingt Madeira kennen lernen, weil wir schon viel Interessantes darüber gehört hatten und die Bilder uns faszinierten. Es war uns nicht zu viel versprochen wurden, eine wunderschöne grüne Landschaft erwartete uns schon von oben aus dem Flieger herab. Ein lustiger Zufall passierte uns noch am Flughafen, denn da trafen wir noch andere Erasmusstudenten, die wir noch aus unserem Sprachkurs kannten. Sie hatten auch einen Kurztrip auf die Insel geplant und so verabredeten wir uns gleich für den Abend gemeinsam zu kochen. Als wir aus dem Flugzeug stiegen konnten wir erst mal unsere Winterjacken, die man mittlerweile in Lissabon und Umgebung braucht, ausziehen und die angenehmen 20-25 Grad genießen. Danach suchten wir unser Hostel auf und checkten ein. Kurz darauf machten wir uns auf, die Stadt von Funchal besser kennen zu lernen. Wir schlenderten die Promenade am Hafen entlang, durch die Altstadt, bis hin zu dem angepriesenen Mercado dos Lavradores, wo Händler verschiedenste Früchte, Gemüsesorten, sowie Wein und Fisch anbieten. Es herrschte reges Treiben und an jedem Stand sollten wir Maracuja, Mango und Co. probieren. Leider ist dieser Markt zu einer Touristenattraktion geworden und die Einheimischen verlangen hohe Preise, selbst als wir mit Ihnen portugiesisch redeten. Am Ende kauften wir dann 3 Maracujas, die uns trotzdem noch teuer erschienen, aber ganz gut schmeckten. Eine amüsante Begebenheit auf unserer Tour passierte uns noch im Supermarkt, als wir dort auf eine Weinverkostung trafen. Die Verkäuferin, ungefähr in unserem Alter freute sich, dass wir portugiesisch mit ihr sprachen und schenkte uns ihr ganzes Repertoire von Likören, darunter der Madeirawein, Bananenlikör, einen Anisschnaps und Zitronenlikör aus. Sie ließ sich noch nicht einmal stören als andere Kunden schon etwas genervt hinter uns standen und wir ihr außerdem sagten, dass wir gar nichts kaufen könnten, weil wir nur Handgepäck und damit keine Flüssigkeiten mitnehmen könnten. Etwas beschwipst verließen wir dann den Supermarkt und freuten uns über ihre Offenheit und die Einladung, am nächsten Tag doch wieder zu kommen. Danach trafen wir uns dann mit den anderen Erasmusstudenten und ließen den Abend bei einem leckeren selbst gekochten Abendessen ausklingen. Am darauffolgenden Tag war ein Ausflug an die Ostküste Ponta de São Lourenço geplant, mit dem Bus ging es eine Stunde lang Berge hoch und wieder herunter, danach war uns allen ein bisschen schummrig. Aber die Fahrt hatte sich gelohnt, wir bekamen bei unserer mehrstündigen Wanderung eine imposante Panoramasicht auf die satte grüne Landschaft, Felsenklippen und den Atlantik. Am Abend ließen wir es uns nicht nehmen einmal in ein Restaurant zu gehen und den hier oft gegessenen Degenfisch, Espada und Espatada, gegrilltes Fleisch mit Lorbeerblättern serviert an einem Fleischspieß, zu genießen. Mit unseren vollen Bäuchen gingen wir noch in eine Bar, wo wir noch den Puncha, einen mit vielen verschiedenen exotischen Früchten gemixten Cocktail probierten. Das war ein sehr schöner Abend. Am Sonntag machte uns dann der Busfahrplan einen Strich durch die Rechnung, den zu unserem geplanten Ziel Ribeira Fria fuhr am Wochenende kein Bus. Kurzerhand entschieden wir uns nach Cabo Girão mit dem Taxi zu fahren. Dazu muss ich sagen, dass Taxis hier sehr preiswert sind und so bezahlten wir nur 18 Euro für eine halbe Stunde Fahrt. Cabo Girão ist eine der höchsten Klippenwände der Welt. Es war ziemlich aufregend am Eisengitter des Aussichtspunkts zu stehen und 580 Meter hinab in die Tiefe zu schauen. Die Aussicht war ebenso faszinierend, außerdem schien die Sonne bei angenehmen 25 Grad. Wie hatten uns vorgenommen hinunter zu laufen um in den kleinen Fischerort Câmara de Lobos zu gelangen. Auf unserem Weg lernten wir abseits von Touristenmagnet Cabo Girão, das echte Madeira kennen. Denn unterhalb der Klippe wird auf den Terrassenfeldern noch Landwirtschaft betrieben. Dadurch schlängeln sich steile enge Gassen den Hang hinab. Ein Haus reiht sich an das Nächste. Nach und nach bekamen wir von unserem Abstieg doch ein wenig Hunger, es war mittlerweile schon um 15 Uhr. Glücklicherweise kamen wie aus dem Nichts nach einer Kurve eine Seilbahn und ein kleines Restaurant in Sicht. Von dort hatte man von der Sonnenterasse nochmal einen tollen Blick auf Küste Madeiras. Dort blieben wir dann eine Weile sitzen, sogar eine ganz schöne Weile ;-) und genossen die Sonne. Als wir im Fischerdörfchen ankamen, bekamen wir noch einen unvergesslichen Sonnenuntergang zu sehen.
Weil wir an diesem Tag Ribeira Fria nicht mehr geschafft hatten, ging es Montag dorthin. Verwöhnt von dem warmen Wetter im Süden der Insel, kleideten wir uns dementsprechend, leider liegt aber Ribeira Fria im Landesinneren und oben in den Bergen. Als wir mit dem Bus ankamen, war alles im Nebel verhangen und wir waren nur mit Ballerinas und dünnem Jäckchen begleitet. Aber wenn wir nun schon einmal dort waren, entschieden wir uns die kurze Wanderung zum Aussichtspunkt Balcoes zu machen. Von dort hat man einen schönen Ausblick in das Zentralgebirge der Insel, sowie in das Tal der Faja do Nogueira, bis hin zur Nordküste. Schnell ging es wieder zurück und rein in ein Café, um eine heiße Schokolade zu trinken. Dann nahmen wir den Bus zurück nach Funchal, wo es wirklich sonnig und wärmer war.
Nun stand uns noch ein kleines Abenteuer bevor, wir hatten vor den letzten Abend vor Couch zu surfen. Dies ist ein internetbasiertes Netzwerk, bei welchem Leute anderen ihre Couch zum Schlafen anbieten oder beispielsweise einem Reisenden ihre Stadt zeigen. Jeder User hat ein Profil, wo man die Person bereits näher kennen lernen kann und bisherige Couchsurfer und Bewertungen einsehen kann. Unser Couchsurfer, Phillipe wollte uns sogar in Funchal abholen und mit zu ihm nach Hause in den Norden, nach Porto Moniz nehmen. Nach einer kleinen Verspätung kam er dann tatsächlich und war uns allen gleich sehr sympathisch. Im Auto redeten wir über Reisen, Couchsurfing und seine Erfahrungen damit, Studium, Sprachen lernen und vieles mehr. In Porto Moniz angekommen, lud er uns gleich in die Bäckerei seiner Eltern ein. Wir wurden sehr herzlich von seiner ganzen Familie empfangen und durften leckere Sachen kosten und beim Backen zu schauen. Um 24 Uhr aßen wir dann mit ihm Abendessen und bei einem Glas Wein redeten wir noch bis um 2 dann musste er Arbeiten gehen und wir bekamen noch 3 frische Pasteis de Natas von seiner Mom gebracht. Früh bekamen wir dann noch ein leckeres Frühstück und das alles umsonst nur der Gastfreundschaft wegen. Den restlichen Tag hatte sich sein Bruder sogar noch breit erklärt, uns die Nordküste der Insel zu zeigen. So sahen wir noch die Lavabäder von Porto Moniz, die kleinen typischen Häuser Santanas und zum krönenden Abschluss ein Abendessen im Restaurant, bevor es dann zum Flughafen und zurück nach Lissabon ging.

Das alles war einfach eine unglaubliche Erfahrung für mich!
Mir wird Madeira, seine vielfältigen Facetten und vor allem die Gastfreundlichkeit der Madeirer immer in Erinnerung bleiben! 


Jemand Hunger auf Fisch ;)












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen